Willi Resetarits &
Neue Wiener Concert Schrammeln

Dass die Wiener Mentalität mehr von ihrer charmant gegebenen Melancholie lebt als von optimistischer Zuversicht, zeigt sich in ihren hellsten Momenten. Wenn zum Beispiel – wie erst kürzlich – Wien als lebenswerteste Stadt der Welt ausgezeichnet wird, kommentiert man das schulterzuckend mit »wo anders is no schlimma« oder »passt scho«. Manchmal aber, da passt einfach alles, dann fröhnt man der Weinseligkeit beim Heurigen, ergibt sich den verhatschten Rhythmen der Schrammelmusik und ist heimlich glücklich dabei.

CD-Cover Resetarits & NWCS: »I häng an meiner Weanastadt« © Barbara Amplatz

Wiederverwertbares
Für solche besonderen Momente verantwortlich zeigt sich auch jenes hochkarätige Ensemble, dessen Musiker es sich zur Aufgabe gemacht haben, Wiens emotionalem Innenleben musikalischen Ausdruck zu verleihen. Wie ein Punschkrapferl beherbergt deren Musik alles, was gut ist – Wiederverwertbares, das lediglich eine neue Glasur braucht.

Alte Hadern und zukünftige Hits
Dass Willi Resetarits und die Neuen Wiener Concert Schrammeln sich dazu entschlossen haben, ein gemeinsames Programm zu entwickeln, verspricht mehr, als nur einen kurzen Genussmoment, eher ein unvergessliches Konzerterlebnis. Mit Respekt und Neugierde begegnen die feinfühligen Musiker einander und der Musik, die sie mit viel Fingerspitzengefühl neu interpretieren, arrangieren und komponieren. Dabei verarbeiten sie alles, was Ihnen lieb und teuer ist: H. C. Artmann und Karl Farkas – Texte, traditionelle Wiener Tänze und alte Hadern, Hits aus der »Kurt Ostbahn«-Zeit und Neugeschriebenes aus der Ernst Molden-Feder. So verschmelzen die künstlerisch und biografisch sehr unterschiedlichen Lebensaspekte aller Musiker zu einem Klangporträt ihres musikalischen Nährbodens und Lebensmittelpunktes Wien.

Politrock und Stubnblues
Der vielfach ausgezeichnete Musiker und Menschenrechtsaktivist Willi Resetarits ist ein bereits seit Jahrzehnten nicht wegzudenkender Teil der österreichischen Musikszene. Kompromisslos widmet er sich seit jeher, ohne Kalkül oder kommerzielle Hintergedanken, seinem künstlerischen Schaffen und politischem Output, zeigt sich neugierig und besonnen und in den richtigen Momenten zornig, wenn es darum geht, gesellschaftliche Schieflagen anzuprangern. Künstlerisch setzt sich der in Stinatz als Burgenlandkroate aufgewachsene Musiker keine Grenzen. Vom aktionistischen Politrock der Schmetterlinge über sein Alter Ego Dr. Kurt Ostbahn bis hin zum Stubnblues und Wienerlied war schon einiges dabei, was der Schmelztiegel Wien musikgeschichtlich zu bieten hat. Für sein bisheriges Lebenswerk wurde Resetarits deshalb 2017 mit dem Amadeus Award geehrt.

Resetarits & NWCS, 08/12/18 · Großer Saal © Stephan Mussil

Tradition und Innovation
Den Spagat zwischen Traditionspflege und zeitgenössischer Auftrittspraxis, zwischen Heurigen und Kunstmusik vollführen die Neuen Wiener Concert Schrammeln schon seit über zwei Jahrzehnten. Sensibel legen sie Altbewährtes frei, ergänzen Neuartiges und zollen somit Wiens musikalischer Vergangenheit und Gegenwart den notwendigen Respekt. Mit Peter Uhler, Nikolai Tunkowitsch, Walther Soyka und Peter Havlicek beherbergt das Quartett namhafte Musiker der Wiener(lied)- Szene, die sich allesamt den alten Wiener Tänzen und Heurigenmärschen ebenso verschrieben haben wie den Musiktraditionen umliegender Länder. Gemeinsam mit den wohl etabliertesten Wienerliedinterpretinnen und Dudlerinnen Traude Holzer, Tini Kainrath und Doris Windhager präsentieren Willi Resetarits und die Neuen Wiener Concert Schrammeln im Wiener Konzerthaus ihre aktuelle CD »I häng an meiner Weanastadt«. Ein Konzertabend, der wohl unvergesslich wird und vor allem eines verspricht: »Kan Tanz z'wenig!«

Resetarits & NWCS, 08/12/18 · Großer Saal © Stephan Mussil


Laura Wösch (KHN Dezember 2018)

Das Konzert von Willi Resetarits und den Neuen Wiener Concert Schrammeln fand am Samstag, den 8. Dezember 2018, im Großen Saal statt.


08/12/18 - Sa, 19.30 Uhr · Großer Saal
Willi Resetarits & Neue Wiener Concert Schrammeln
»Ka Tanz z`wenig«

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