Film: Alexandra Timofeeva

PopUpFreude: Sonnenschein, Obst im Angebot und Klarinettensounds

Die heiße Luft roch nach Pfirsich, Wassermelone und Schweiß an diesem sonnigen Samstagmittag am Hannovermarkt im 20. Zu den 2-Uhr-Glocken und Marktgeräuschen gesellte sich diesmal etwas Ungewohntes: Am Marktrand spielten Susanna Gartmayer (Bassklarinette), Mona Matbou Riahi (Klarinette) und Manu Mayr (Kontrabass) ein Überraschungskonzert, veranstaltet vom Wiener Konzerthaus.
Mit all dem bunten Obst und Gemüse nahmen die Marktbesucherinnen atmosphärische Klänge mit sich nach Hause. „Steinernes Meer“ von Mayr erinnerte stellenweise an Debussy und harmonierte auch mit den Marktschreiern: „Kraut und Zitrone nur ein Euro!“. Von den vorbeigehenden Menschen kamen neugierige, gelangweilte und überraschte Blicke. Manchmal auch gar keine, eine Frau mit „Make today count“ auf dem T-Shirt lief stur vorbei. Andere hielten an: Ein aufgepumpter Mann mit Monster-Energydrink schaute ebenso gespannt zu, wie ein Kind aus dem kühlen Schatten seines Kinderwagens. Mona Matbou Riahi improvisierte befreit über die zwei tiefen Instrumente des eingespielten Duos, dessen Basspower im rhythmisch pulsierenden Schlussteil so richtig zur Geltung kam. Es wurde mitgewippt, Kameras wurden gezückt. Nach dem Applaus formulierte ein exzentrisch gekleideter Passant die Essenz: „Musik bringt zusammen“. Nach zwei Sessions wurde die VeloStage geschickt zu einem Lastenrad zusammengeklappt und zum Engels-Platz gefahren. Passend zur Ideologie des Namensträgers klappte hier das Teilen der Musik dank schattiger Bänke und Eis noch besser. Ein Pärchen hatte Besuch aus Sarajewo und freute sich, mit Musik überrascht zu werden, sechs Kinder standen nebeneinander und genossen zur Musik farbiges Eskimoeis. Ein musikliebender Labrador hielt neugierig vor der Bühne und zwang seine Herrchen zum Klarinettengenuss. Auf dem Pius-Parsch-Platz in Floridsdorf poppte die VeloStage genauso unerwartet auf, wie die Wasserstrahlen in der Platzmitte, zwischen denen quietschvergnügte Kinder spielten. Die steinernen Heiligen schauten trotz der Musik ernst auf den Platz herunter, auch die meisten Kinder spielten weiter. Doch einige schauten zu, setzten sich auf die warmen Steinplatten. Sie bekamen ihren Lohn, denn die drei Musikerinnen fanden zum Schluss besonders innig zusammen. Die zwei Klarinetten streichelten sich liebevoll, ihr Klang verschmolz mit dem des Basses und ergab mit dem Plätschern und dem fröhlichen Kindergeschrei einen sommerlichen Soundtrack der Lebensfreude.

Dávid Gajdos Co-Chefredakteur von Bohema – das junge kulturmagazin