Film: Alexandra Timofeeva

»Mit den Schwänen ist es fast schon zu idyllisch«

Das hellorangene Lastenrad von „Sunshine Flavour“ ergänzte die lilalastigen runden Banner auf der Rückseite der VeloStage farblich harmonisch. Aus dem gekühlten Bauch dieses Donauinsel-Originals zauberte beim dritten Pop-Up-Konzerts des Wiener Konzerthauses ein Pärchen mit australischem Surfer-Vibe eiskalte Getränke. Während auf der mobilen Bühne der junge Wiener Liedermacher Wenzel Beck vom Pianisten Florian Spieß begleitet wurde, zogen sich die Skater*innen etwas weiter zurück, sodass die einzige Ablenkung die U1 war, die direkt über uns auf der Reichbrücke gen Transdanubien ratterte. Immerhin ging das jedes Mal mit einem erfrischenden Luftstrom einher, bei deutlich über 30 Grad nicht zu unterschätzen.

Die beiden Musiker einigten sich beim Einspielen auf einen besonders smoothen Synth-Sound, aus diesen streichelnden Klangwolken tauchte in den Texten Wenzels immer wieder ein romantisches Du auf. Auf einer Betonerhöhung machten es sich verschiedenste Kleingruppen gemütlich, darunter ein zehnjähriges Geburtstagskind mit einer Schar an Freundinnen, die sichtlich angetan waren, als Wenzel am Schluss des Sets in einer seinen gutgelaunten Ansagen alles Gute wünschte. Die strahlend gute Laune des Sängers hielt auch bei der nächsten Station, direkt beim Wasser an der stadtentfernten Seite der Neuen Donau. Er freute sich, zum ersten Mal in Badehose und barfuß auftreten zu dürfen und stellte fest: „Mit den Schwänen ist es fast schon zu idyllisch“.

Die breite Treppe zur Promenade wurde kurzerhand zum Amphitheater umfunktioniert, immer mehr Menschen setzten sich hin, um die Musik und den Moment zu genießen. Während Wenzel mit vollem Einsatz „ich will noch einmal Kind sein“ sang, rannte ein kleiner Bengel fröhlich auf dem schattigen Platz herum und ahnte nicht, dass er sich irgendwann im Ernst des Erwachsenenseins auch in dieses sorglose Alter zurücksehnen würde. Zum Schluss kehrte die VeloStage zum letzten Spielort der Vorwoche zurück, zur Marienbrücke am Donaukanal. Gutgelaunte Pridegänger*innen standen oben auf der Brücke, saßen auf der gegenüberliegenden Seite sowie rund um die Bühne und freuten sich an Wenzels zarten Falsetteinlagen. Wir bekamen mit dem Song „Ohne Angst“, inspiriert vom Terroranschlag und von der Einsamkeit im Lockdown, einen beeindruckenden Reminder, wie viel besser es uns gerade geht als noch vor einem halben Jahr. Am Ende erklatschten wir uns dann die Zugabe, die uns vor einer Woche der Regen nahm.

Dávid Gajdos Co-Chefredakteur von Bohema – das junge kulturmagazin